Psychisches Wohlbefinden
Psychisches Wohlbefinden, Foto: pixabay

Fast 40 Prozent der 18- bis 29-Jährigen bewerten ihr psychisches Wohlbefinden als niedrig. Das zeigt eine neue Erhebung des Robert-Koch-Instituts. Die aktuellen Zahlen verdeutlichen ein deutliches Gefälle zwischen jungen und älteren Altersgruppen. Insbesondere soziale Unsicherheit, Leistungsdruck und digitale Dauerpräsenz belasten die junge Generation massiv. Die Situation ist alarmierend.

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RKI-Studie zeigt besorgniserregende Zahlen bei jungen Erwachsenen

Die Erhebung „Gesundheit in Deutschland“ des Robert-Koch-Instituts basiert auf Selbstauskünften einer repräsentativen Stichprobe. Demnach gaben 39 Prozent der Befragten im Alter zwischen 18 und 29 Jahren an, dass ihr psychisches Wohlbefinden niedrig sei. Lediglich 5 Prozent dieser Altersgruppe fühlten sich psychisch stark.

Bei den 65- bis 79-Jährigen liegt der Anteil mit niedrigem Wohlbefinden nur bei 17 Prozent. Dieses Generationengefälle fällt besonders stark ins Gewicht, da junge Erwachsene eigentlich als resilient gelten. Vergleichswerte zu früheren Jahren fehlen, doch das RKI betont die kritische Bedeutung der aktuellen Ergebnisse.

Besonders betroffen: Menschen mit unsicherer Lebenssituation

Das RKI beschreibt psychisches Wohlbefinden als subjektive Einschätzung zur Lebenszufriedenheit, Sinnhaftigkeit und sozialer Einbindung. Fehlt diese Stabilität, entstehen Risiken:

  • schlechtere körperliche Gesundheit
  • reduzierte gesellschaftliche Teilhabe
  • geringere Bildungschancen
  • eingeschränkte Berufsperspektiven

Besonders gefährdet sind junge Menschen ohne stabile Arbeit, mit prekären Wohnverhältnissen oder schwacher sozialer Unterstützung. In diesen Gruppen ist das Risiko psychischer Belastungen besonders hoch.

Deutschland nur auf Platz 17 im internationalen Vergleich

Ein Blick auf die internationale Lage zeigt: Das Problem betrifft viele Länder – doch Deutschland liegt laut Global Flourishing Study im unteren Mittelfeld. Platz 17 von 22 untersuchten Staaten verdeutlicht Nachholbedarf.

Die größten Schwächen laut Studie:

  1. unzureichende Wohnsituation
  2. eingeschränkter Zugang zur Gesundheitsversorgung
  3. fehlendes Gefühl gesellschaftlicher Zugehörigkeit

In Spanien liegt das psychische Wohlbefinden der 18- bis 24-Jährigen sogar am niedrigsten aller Altersgruppen. Mangelnde Zukunftsperspektiven und soziale Unsicherheit gelten dort als Hauptursachen.

Pandemie verstärkte psychische Belastungen

Bereits frühere Studien des RKI zeigten, dass die Corona-Pandemie die psychische Belastung junger Menschen verstärkte. In der ersten Welle sanken depressive Symptome zunächst leicht, doch zwischen Herbst 2020 und Frühjahr 2022 stiegen sie deutlich von 9 auf 17 Prozent. Auch Angstsymptome und die Selbsteinschätzung der psychischen Gesundheit verschlechterten sich.

Diese Entwicklung betrifft die gesamte Gesellschaft – junge Menschen jedoch besonders stark. Das RKI macht deutlich, dass psychisches Wohlbefinden kein Randthema ist. Es beeinflusst Bildung, Arbeit und soziale Integration unmittelbar.

Gesellschaftliche Verantwortung gefordert

Die psychische Krise junger Menschen ist ein strukturelles Problem. Bildungssystem, Wohnungsbau und Gesundheitswesen stehen unter Druck. Das RKI ruft zu präventiven Maßnahmen auf. Ohne konkrete Verbesserungen im sozialen Umfeld bleibt psychische Gesundheit instabil.

Wenn junge Erwachsene sich zunehmend als überfordert, ausgebrannt oder allein empfinden, ist das ein ernstzunehmendes Warnsignal. Die Politik muss handeln – schnell und gezielt.

Quelle: Berliner Morgenpost