Kinderärzte empfehlen Impfschutz auch für Gesunde
Kinderärzte empfehlen Impfschutz auch für Gesunde, Foto: Pexels/Pexels-Lizenz

Die Grippesaison steht bevor, doch die Diskussion über den richtigen Impfschutz hat bereits begonnen. Zwischen Oktober und Dezember wird vor allem Menschen mit erhöhtem Risiko geraten, sich gegen Influenza impfen zu lassen. Nun fordert eine Expertengruppe, diese Empfehlung auf alle Kinder auszuweiten. Dabei könnte ein Nasenspray die klassische Spritze ersetzen. Die Kommission für Infektionskrankheiten und Impffragen im Bündnis Kinder- und Jugendgesundheit verlangt, dass auch gesunde Kinder in die Impfempfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO) aufgenommen werden.

Inhaltsverzeichnis:

Robert-Koch-Institut zeigt hohe Fallzahlen bei Kindern

Das Robert-Koch-Institut meldet regelmäßig Influenza-Fälle, die besonders ältere Menschen und Kinder betreffen. Die Kommission verweist auf Daten, wonach Kinder bis zum Alter von zehn Jahren deutlich häufiger erkranken als Jugendliche oder Erwachsene. Erst danach sinken die Inzidenzen spürbar. Laut Kinderarzt und Infektiologe Hans-Iko Huppertz trifft die Krankheit auch gesunde Kinder schwerer, als bisher angenommen. Er betont, dass viele ohne erkennbare Risikofaktoren hospitalisiert werden müssen. Diese Fälle ließen sich mit einer Impfung vermeiden. Die Fachleute der STIKO veröffentlichen unabhängig voneinander Impfempfehlungen, an denen sich der Gemeinsame Bundesausschuss (GBA) orientiert. Krankenkassen übernehmen dann die Kosten für bestimmte Gruppen. Derzeit zählen dazu:

  1. Personen über 60 Jahre,
  2. Schwangere,
  3. Menschen mit chronischen Erkrankungen,
  4. Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeeinrichtungen
  5. Beschäftigte im Gesundheitswesen oder mit Kontakt zu Wildvögeln.

Mehr Hintergründe zu Gesundheitsthemen bei Kindern finden Sie unter Cholesterin bei Kindern früh erkennen.

Hans-Iko Huppertz fordert Impfung auch für Kinderbetreuende

Neben der Ausweitung auf gesunde Kinder spricht Huppertz auch über die Impfung von Personen, die täglich mit Kindern arbeiten. Er nennt Erzieherinnen, Lehrer und Betreuungskräfte in Kitas und Schulen als Gruppen, die das Virus sowohl aufnehmen als auch weitergeben können.

Grippeimpfung senkt Krankheitsfälle bei Kindern deutlich
Grippeimpfung senkt Krankheitsfälle bei Kindern deutlich, Foto: Pixabay/Pixabay-Lizenz

Eine breitere Impfstrategie könnte somit nicht nur Kinder, sondern auch deren Umfeld schützen. In den Vereinigten Staaten wird die jährliche Grippeimpfung für Kinder bereits empfohlen. Studien aus den Jahren 2015 bis 2020 zeigen, dass sie dort sowohl leichte als auch schwere Influenza-Verläufe deutlich reduziert hat. Ein ähnlicher Ansatz könnte auch in Deutschland die Belastung von Kinderarztpraxen verringern. Kinderarzt Jakob Maske aus Berlin erklärt, dass geimpfte Kinder weniger häufig mit Grippesymptomen vorgestellt werden und somit die Behandlungskapazitäten für andere Erkrankungen frei bleiben. Mehr zur Rolle von medizinischer Prävention in Berlin finden Sie hier.

Nasenspray als kinderfreundliche Impfoption

Viele Familien zögern, weil Kinder Angst vor Spritzen haben. Eine Alternative bietet ein in der EU zugelassener Lebendimpfstoff, der per Nasenspray verabreicht wird. Dieses Mittel ist für Kinder ab zwei Jahren geeignet und gilt als besonders schonend. Allerdings wird es derzeit nur von Krankenkassen bezahlt, wenn eine ärztlich bestätigte Spritzenphobie vorliegt. Hans-Iko Huppertz bezeichnet diese Regelung als unglücklich, da sie auf ökonomischen, nicht medizinischen Gründen basiert. Das Nasenspray sei teurer, aber effektiver und kindgerechter. Kinderarzt Maske bestätigt positive Erfahrungen aus einer Saison, in der der Impfstoff frei verwendet werden konnte. Die Akzeptanz bei Familien war hoch. Weitere kindgerechte Gesundheitsansätze werden auch im Beitrag über Superfoods für Kinder vorgestellt.

STIKO bewertet Studienlage neu

Aktuell prüft die STIKO die wissenschaftlichen Daten zur Impfung gesunder Kinder. Die Ergebnisse sollen im kommenden Jahr vorliegen und könnten die Impfstrategie in Deutschland grundlegend verändern. Bis dahin bleibt es bei der bestehenden Empfehlung für Risikogruppen. Die Diskussion zeigt, dass die Frage nach der Grippeimpfung für Kinder mehr ist als nur eine medizinische Empfehlung. Sie betrifft auch Bildungseinrichtungen, Eltern und Gesundheitssysteme. Ein breiterer Impfschutz könnte nicht nur Kinder, sondern ganze Gemeinschaften stärken.

Quelle: Tagesschau