Stadtteilmütter In Berlin
Stadtteilmütter In Berlin, pixabay/ Foto illustrativ

Mehr als 270 Stadtteilmütter sind heute in Berlin aktiv. Ihr Engagement, besonders in Marzahn-Hellersdorf, ist entscheidend für die Integration geflüchteter Familien. Sie begleiten Menschen auf ihrem Weg in ein neues Leben, unterstützen bei Behördengängen, Schulanmeldungen und dem Alltag. Besonders gefragt ist ihre Hilfe dort, wo sprachliche und kulturelle Barrieren groß sind. In Marzahn-Hellersdorf arbeiten aktuell 26 Stadtteilmütter.

Inhaltsverzeichnis:

Rania Khadaj unterstützt Familien im Café Laloka

Rania Khadaj betreut rund 30 Familien in Marzahn-Hellersdorf. Jeden Mittwoch lädt sie zum Strickcafé im Café Laloka ein. Für viele Frauen ist das die erste Gelegenheit, neue Kontakte zu knüpfen. Die meisten Gespräche finden auf Arabisch statt, einige sprechen bereits etwas Deutsch. Die 52-jährige Syrerin floh vor sieben Jahren nach Berlin und absolvierte einen Kurs zur Stadtteilmutter bei der Diakonie. Sie ist ausgebildete Hebamme und nutzt ihre Erfahrung, um anderen zu helfen.

Wenn das Vertrauen da ist, besucht sie die Familien auch zu Hause. Ein Beispiel für ihre erfolgreiche Arbeit ist Amal Hasan, die mit ihrem Mann und zwei Kindern aus Syrien flüchtete. Rania Khadaj half bei der Suche nach einem Kitaplatz für den Sohn, begleitete bei der Einschulung der Tochter und steht in Kontakt mit Lehrkräften. Die Familie konnte inzwischen aus der Gemeinschaftsunterkunft in eine Zwei-Zimmer-Wohnung umziehen. Amal Hasans Ehemann arbeitet heute in einem Friseursalon.

Projektstart in Neukölln – heute berlinweit im Einsatz

Das Projekt Stadtteilmütter begann 2004 in Neukölln. Ziel war es, isoliert lebende Familien mit Migrationshintergrund zu erreichen. Heute gibt es Stadtteilmütter in allen zwölf Berliner Bezirken. In Marzahn-Hellersdorf sprechen die 26 aktiven Helferinnen über 15 Sprachen, darunter Arabisch, Farsi und Vietnamesisch. Natalie Hamborg von der pad gGmbH koordiniert die Arbeit im Bezirk. Besonders in Unterkünften für Geflüchtete sei ihre Rolle entscheidend.

Die Frauen zeigen durch ihr eigenes Beispiel, dass Integration möglich ist. Sie informieren über Rechte, Kita-Plätze und Bildungschancen. Auch kulturelle Unterschiede in der Kindererziehung werden thematisiert. Mit ihrer Arbeit geben sie Orientierung und erleichtern das Ankommen.

Finanzierung nur bis Ende 2025 gesichert

Ein zentrales Problem bleibt die Finanzierung. Die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie hat zugesichert, die Kosten bis Ende 2025 zu tragen. Doch langfristige Planung ist so kaum möglich. Viele Stadtteilmütter arbeiten nur mit befristeten Verträgen, obwohl ein unbefristeter Job für viele, auch wegen des Aufenthaltsstatus, sinnvoller wäre.

Trotzdem ist es ein Fortschritt, dass alle Stadtteilmütter ins Landesprogramm übernommen wurden. Sie sind nun sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Der Senat plant, die Zahl der Stadtteilmütter bis 2027 auf 315 zu erhöhen. In Haushaltsverhandlungen für 2026/2027 hat das Projekt hohe Priorität. Evaluationen zeigen: Die Arbeit der Stadtteilmütter ist wirkungsvoll – besonders seit den Fluchtbewegungen 2015/2016 und 2022/2023. Auch die Notunterkünfte an den früheren Flughäfen Tegel und Tempelhof werden inzwischen durch sie unterstützt.

Unterstützung für die Zukunft notwendig

Stadtteilmütter wie Rania Khadaj leisten täglich unverzichtbare Arbeit. Sie bauen Brücken zwischen Kulturen, geben Hilfe zur Selbsthilfe und fördern das Zusammenleben. Damit dieses Engagement langfristig gesichert ist, braucht es verlässliche Strukturen. Die Berliner Politik ist nun gefragt, die Weichen richtig zu stellen.

Quelle: RBB24