Familienbericht
Familienbericht, Foto: pixabay

In Berlin zeigt sich ein bemerkenswerter Wandel der Familienstruktur. Während bundesweit kleinere Familienmodelle vorherrschen, entwickelt sich in der Hauptstadt ein entgegengesetzter Trend. Aktuelle Daten belegen: Jedes vierte Kind wächst dort mit zwei oder mehr Geschwistern auf. Der neue Familienbericht liefert umfassende Informationen über die Situation der rund 516.000 Berliner Familien mit minderjährigen Kindern.

Inhaltsverzeichnis:

Anteil mehrkindfamilien in Berlin besonders hoch

Nur in Berlin liegt der Anteil an Familien mit mehreren Kindern bei 12,6 Prozent. Kein anderes Bundesland verzeichnet einen ähnlich hohen Wert. Besonders viele Familien leben in Reinickendorf, Pankow und Spandau. Die niedrigste Dichte gibt es in Friedrichshain-Kreuzberg.

Die zuständige Senatorin Katharina Günther-Wünsch betont die Notwendigkeit politischer Unterstützung für Familien. Der Ausbau der Kindertagesstätten in den letzten 10 bis 15 Jahren hat laut Bericht deutlich zur Entlastung beigetragen. Inzwischen gibt es nur noch wenige Stadtteile mit unzureichender Versorgung. Zudem soll sich der Betreuungsschlüssel für Kinder unter drei Jahren bald verbessern. Grund: Es stehen mittlerweile ausreichend Erzieherinnen und Erzieher zur Verfügung.

Arbeitsleben und Familienalltag der Eltern

64,5 Prozent der Berliner Mütter sind berufstätig, bei den Vätern arbeiten 83,5 Prozent in Vollzeit. Damit liegt Berlin unter dem Bundesdurchschnitt (Frauen 69,9 Prozent, Männer 91,8 Prozent). Trotz Berufstätigkeit übernehmen Frauen weiterhin einen Großteil der Hausarbeit:

  • 6,08 Stunden pro Woche verbringen Frauen in der Küche
  • Männer investieren dafür 4 Stunden und 10 Minuten
  • Beim Putzen und Waschen liegt der Wert bei Frauen bei 5 Stunden und 14 Minuten
  • Männer kommen hier auf 2 Stunden und 58 Minuten

Das durchschnittliche Elterngeld wird 11,1 Monate bezogen. Frauen nehmen sich dabei 13,5 Monate, Männer 5,1 Monate – bundesweiter Spitzenwert. Dennoch müssen Eltern in Berlin teilweise bis zu 10 Wochen auf das Elterngeld warten. Experten fordern deshalb Vorauszahlungen.

Wohnungsnot und Armut belasten viele Familien

Mehr als 24.700 Familien in Berlin haben keine eigene Wohnung. Sie leben in Übergangsunterkünften. Häufig kommt es dabei vor, dass Familienmitglieder mit unterschiedlichen Nachnamen getrennt in verschiedenen Bezirken untergebracht werden. 12.436 Kinder leben in Flüchtlingsunterkünften.

Weitere Herausforderungen:

  • 6000 Familien haben schwerkranke Kinder mit begrenzter Lebenserwartung
  • 8580 Kinder sind schwerbehindert
  • 92 Kinder und Jugendliche wurden im Jahr 2023 adoptiert
  • 56,3 Prozent aller Kinder in Berlin haben einen Migrationshintergrund (insgesamt 356.688)
  • Jedes vierte Kind lebt unterhalb der Armutsgrenze – das betrifft etwa 1708 Euro netto bei einer Mutter mit einem Kind unter 14 Jahren

In solchen Haushalten fehlt es oft an grundlegenden Bedingungen: keine Urlaubsreisen, kein ruhiger Ort zum Lernen.

Schwangerschaftsabbrüche und Altersstruktur

Im Jahr 2022 wurden in Berlin 111 Schwangerschaftsabbrüche pro 10.000 Frauen registriert. Das ist fast doppelt so viel wie im bundesweiten Vergleich (62). Häufigste Gründe waren:

  • Finanzielle Not (47 Prozent)
  • Kein Partner (42 Prozent)
  • Ausbildung oder Studium (36 Prozent)
  • Alter unter 22 Jahren (14 Prozent)

Das Durchschnittsalter der Berliner liegt bei 42,7 Jahren. Besonders jung ist die Bevölkerung in Friedrichshain-Kreuzberg. Nur in Hamburg ist das Durchschnittsalter niedriger.

Quelle: DIE STIMME BERLINS