Die Digitalisierung verändert den Alltag rasant. Dennoch bleibt Informatikunterricht in Berlin weiterhin kein Pflichtfach. Während in zehn Bundesländern Programmieren und Datenverständnis fest im Stundenplan verankert sind, hinkt die Hauptstadt hinterher. Der aktuelle Informatik-Monitor 2025/2026 zeigt deutliche Unterschiede zwischen den Ländern.
Inhaltsverzeichnis
- Berlin und Brandenburg ohne Pflichtfach Informatik
- Train the Future fördert digitale Bildung
- Schulversuch an der Gustav-Falke-Grundschule
- Branchenverbände üben Druck auf Politik aus
- Fehlende Lehrkräfte bremsen Einführung
Berlin und Brandenburg ohne Pflichtfach Informatik
Deutschlandweit wächst der Trend, Informatik zur Pflicht zu machen. Im Saarland, Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern haben Schüler von Klasse fünf bis zehn wöchentlich eine Stunde Informatik. In Berlin dagegen gibt es keine verpflichtende Unterrichtsstunde. Das bestätigt der vom Verein Gesellschaft für Informatik (GI), dem Stifterverband und der Heinz-Nixdorf-Stiftung veröffentlichte Bericht. Einige Berliner Schulen bieten Informatik nur als Wahlpflichtfach an. Diese Kurse, meist als Informationstechnischer Grundkurs bekannt, reichen laut Branchenverbänden nicht aus. Ähnliche Diskussionen um Bildungsreformen und Digitalisierung finden auch in anderen Bereichen der Hauptstadt statt – mehr dazu unter schulen in Berlin und künstliche Intelligenz.
Train the Future fördert digitale Bildung
Da öffentliche Schulen Informatik nur begrenzt anbieten, engagieren sich private Initiativen. Die Organisation Train the Future führt Ferienkurse durch, in denen Kinder mit Programmiersoftware wie GDevelop arbeiten. Ein Kurs in Prenzlauer Berg kostet 300 Euro. Zehn Schüler im Alter von zehn bis zwölf Jahren nehmen teil. Kolja, zehn Jahre alt, erklärt: „Ich finde Computer und elektrische Geräte interessant, man erfährt, was in der Welt passiert, und ich will lernen, wie man Games erstellt.“ Samuel, ebenfalls Teilnehmer, besucht eine Privatschule im Osten Berlins, wo Grundlagen in Scratch und Microsoft-Programmen vermittelt werden. Nur wenige Kinder in Berlin erhalten systematischen Informatikunterricht. Das zeigt den deutlichen Bildungsunterschied zwischen staatlichen und privaten Einrichtungen.
Schulversuch an der Gustav-Falke-Grundschule
Ein Hoffnungsschimmer ist der Schulversuch „Informatische Grundbildung in der Primarschule“ an der Gustav-Falke-Grundschule in Mitte. Dort lernen Kinder bereits ab der ersten Klasse grundlegende Informatikkenntnisse. Laut Bildungsverwaltung zeigen mehrere Berliner Schulen Interesse an diesem Modell. Dennoch bleibt der Unterricht vorerst auf wenige Standorte beschränkt. Diese Entwicklung erinnert an andere Berliner Pilotprojekte, etwa beim Umgang mit digitalen Geräten. Vergleichbare Initiativen behandelt auch der Artikel über das Handyverbot in Berlin und Brandenburg.
Branchenverbände üben Druck auf Politik aus
Verbände wie das Hasso-Plattner-Institut und der Bundesverband IT-Mittelstand fordern ein verpflichtendes Fach Informatik. Ohne grundlegende digitale Kompetenzen bleiben Kinder laut Experten passive Konsumenten. Anna Brodmann, Referentin für politische Kommunikation beim Bundesverband IT-Mittelstand, betont, dass regionale Unterschiede auch die Chancen auf dem Arbeitsmarkt beeinflussen. Sie verweist auf Thüringen, wo Informatik fest im Schulplan verankert ist. Berliner Unternehmen müssten Bewerber individuell schulen, während in anderen Ländern bereits solide Grundlagen vorhanden seien. Diese Situation wird auch in bildungspolitischen Analysen thematisiert, etwa im Beitrag über das deutsche Schulsystem im internationalen Vergleich.
Fehlende Lehrkräfte bremsen Einführung
Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch erklärte schriftlich, dass Informatik bereits als Querschnittsthema in verschiedenen Fächern integriert sei. Eine Einführung als eigenständiges Pflichtfach werde regelmäßig geprüft. Hauptproblem ist laut Verwaltung der Mangel an qualifizierten Lehrkräften. Ohne ausreichendes Personal seien strukturelle Änderungen im Stundenplan kaum umsetzbar. Die Organisation Train the Future hofft, bald auch direkt an Schulen lehren zu können. Dadurch könnten mehr Kinder erreicht werden – unabhängig vom Einkommen ihrer Eltern.
Die Diskussion um verpflichtenden Informatikunterricht zeigt, wie stark die Bildungslandschaft in Deutschland auseinandergeht. Während einige Bundesländer vorangehen, bleibt Berlin bei der digitalen Ausbildung zurück – trotz wachsender Nachfrage nach IT-Kenntnissen in allen Lebensbereichen.
Quelle: rbb24