Kinder finden auf dem Pferdehof mit Crumble Ruhe und Trost
Kinder finden auf dem Pferdehof mit Crumble Ruhe und Trost, Pixabay/Foto illustrativ

Auf dem Reitgut Hofmann in Falkensee treffen sich regelmäßig Kinder und Jugendliche, die einen nahestehenden Menschen verloren haben. Zwischen Pferden, Natur und vertrauten Gesichtern erfahren sie Geborgenheit und Ruhe. Das Projekt Herzenszeit begleitet junge Menschen im Bezirk Spandau, die den Tod eines Familienmitglieds verarbeiten müssen. Die Initiative ist ein Teil des Christophorus Gemeinschaftshospizes in Kladow und steht unter der Schirmherrschaft von Bezirksbürgermeister Frank Bewig.

Inhaltsverzeichnis:

Birgit Kuban und das Christophorus Gemeinschaftshospiz

Die erfahrene Trauerbegleiterin Birgit Kuban arbeitet seit 13 Jahren im Christophorus Gemeinschaftshospiz. Zuvor war sie Krankenschwester. Vor sechs Jahren gründete sie mit Kolleginnen das Projekt, das 2019 offiziell startete. Seitdem wurden 80 Kinder und Jugendliche im Alter von 6 bis 21 Jahren sowie 50 Familien begleitet. Das Team will jungen Menschen helfen, mit Verlust und Schmerz umzugehen.

Das Pferd Crumble, eine Quarter-Horse-Stute, spielt dabei eine besondere Rolle. Es gehört dem Hospiz in Kladow und ist Teil der Arbeit mit trauernden Kindern. Auf dem Hof Hofmann finden viele Treffen statt, bei denen das Tier Vertrauen und Nähe vermittelt. Crumble ist ein Symbol für Ruhe und Sicherheit, sagen die Projektmitarbeiter.

Arbeit mit trauernden Kindern
Arbeit mit trauernden Kindern, Pixabay/Foto illustrativ

Unterstützung durch Frank Bewig und den Bezirk Spandau

Bei einer Veranstaltung im Gutshaus Kladow am 14. Oktober, anlässlich des Deutschen Hospiztages, übernahm Bezirksbürgermeister Frank Bewig offiziell die Schirmherrschaft. Bewig bezeichnete Herzenszeit als ein Projekt von unschätzbarem Wert für den Bezirk Spandau. Der Bürgermeister betonte, dass Kinder und Jugendliche in ihrer Trauer nicht allein gelassen werden dürfen.

Derzeit betreut das Projekt etwa 40 junge Menschen. Die Angebote finden an zwei Standorten statt:

  1. Campus Havelhöhe in Kladow
  2. Brunsbütteler Damm in Spandau

Zum Team gehören zwei hauptamtliche Fachkräfte sowie mehrere ehrenamtliche Trauerbegleiterinnen. Außerdem besteht eine enge Zusammenarbeit mit dem Jugendamt Spandau. Finanziert wird Herzenszeit vor allem durch Spenden, darunter auch durch eine Aktion des Vereins „Berliner helfen“ in Kooperation mit der Berliner Morgenpost.

Kinder wie Fenja und Sara finden Halt

Kinder trauern anders als Erwachsene, sagt Projektleiterin Birgit Kuban. Sie habe festgestellt, dass Kinder oft nicht in den Sterbeprozess eines Elternteils einbezogen werden. Eltern wollten ihre Kinder schützen, doch dadurch fehle den Kindern der bewusste Abschied. „Man nimmt dem Kind das Abschiednehmen“, betont Kuban.

Fenja, 11 Jahre alt, hat ihre Mutter im Februar verloren. Ihr Vater Nils Hoffmann beschreibt die Zeit nach dem Tod als überfordernd. Der palliativmedizinische Dienst empfahl ihm eine Trauerbegleitung. Fenja findet auf dem Pferdehof Trost und Ruhe. Ihre Mutter war ebenfalls Reiterin. Heute besucht sie regelmäßig die Gruppe von Herzenszeit, in der Kinder basteln, reden oder gemeinsam Aktivitäten unternehmen.

Auch Sara, 15 Jahre alt, nimmt seit dem Tod ihrer Mutter Anfang 2022 teil. Ihre Mutter erkrankte 2021 an Magenkrebs und sorgte noch vor ihrem Tod dafür, dass Sara begleitet wird. „Sie hat dann Birgit gefunden“, erzählt die Schülerin. Heute fühlt sich Sara im Projekt geborgen. „Wenn ich traurig bin, finde ich auf dem Pferdegut Ruhe, reiten macht den Kopf frei“, sagt sie.

Neue Wege der Trauerbewältigung

Bei jedem Gruppentreffen entzünden die Jugendlichen eine Kerze für die Verstorbenen. Danach sprechen sie darüber, wie es war, wie es ist und was sich verändert hat. Viele von ihnen haben ihre Mütter verloren. In ihrem gemeinsamen Chat nennen sie sich inzwischen „Herzensgruppe“. Dieser Name inspirierte den neuen Titel des Projekts – Herzenszeit.

Herzenszeit zeigt, wie wichtig frühzeitige Begleitung bei Trauerprozessen ist. Kinder lernen, ihre Gefühle zu verstehen und mit anderen zu teilen. Mit Pferden, Gesprächen und einem sicheren Raum erhalten sie die Möglichkeit, Verlust in Stärke zu verwandeln.

Wichtige Fakten zum Projekt Herzenszeit:

  • Start: 2019
  • Leitung: Birgit Kuban
  • Tierische Begleitung: Stute Crumble
  • Unterstützt von: Bezirksbürgermeister Frank Bewig
  • Teilnehmerzahl: 80 Kinder, 50 Familien seit Beginn
  • Aktuell betreute Kinder: ca. 40
  • Standorte: Kladow und Spandau
  • Finanzierung: Spenden, Kooperation mit Berliner Morgenpost und „Berliner helfen“

Das Projekt Herzenszeit schenkt trauernden Kindern Geborgenheit, Stabilität und die Möglichkeit, in ihrem Tempo Heilung zu finden.

Quelle: Berliner Morgenpost